Vor mehr als 30 Jahren - in Oldisleben

Ein historischer Tag - der 09.November 1989! Erinnerungen, werden aufgefrischt! Oder aber auch erst entdeckt!

Meldung vom 09.11.2021

Text aus der Kreisseite der "Freiheit" vom 14.11.1989

Für ganze Wahrheit, aber sachlich

Auch im Wahlkreis 7 kamen alle Probleme auf den Tisch

Oldisleben,

„Heiß her" ging es am vergangenen Donnerstagabend im Saal der Gemeinde, als sich Mitglieder des Rates des Kreises Artern sowie Gemeindevertreter und Abgeordnete der Orte Oldisleben, Kannawurf, Etzleben und Gorsleben den Fragen der Bürger stell-
ten. Nur Frank Neutert, Direktor an der Oberschule in Oldisleben, der an diesem Abend die Gesprächsleitung übernommen hatte, war es zu verdanken, daß sich die Gemüter nicht so sehr erhitzten, daß ein sachlicher und nutzbringender Dialog möglich wurde. Nachdem einige Beschwerden, so auch von Birgit Ellenberg, wegen der zu geringen Platzkapazitäten im Saal vom Sekretär der SED-Kreisleitung, Helmut Richlich, dahingehend beantwortet wurden, daß man bei der Einwohnerversammlung in der zweiten Dezemberwoche, wenn nötig auch in die Kirche gehen würde, kamen 62 Redner zu kommunalen, privaten und gesamtgesellschaftlichen Fragen zu Wort. Da wurde nichts aus-
gespart und festgestellt, daß man nur wirklich neu und besser anfangen kann, wenn die ganze Wahrheit auf den Tisch kommt und Verantwortliche zur Rechenschaft gezogen werden.

Angela Schlögel ging es um das immer wieder versprochene und bis her noch nicht fertiggestellte Postamt. Zahlreiche Fragen kamen zu der seit elf Jahren versprochenen Wiederherstellung des „Weimarischen Hof". So u. a. von Herbert Schön und Bürgermeister Jochen Radant. Heinz Frost und Annett Kunze beklagten sich, daß es in der Kinderkrippe von Oldisleben immer noch kein Telefon gäbe, was sich mit der Sicherheit für unsere Kleinsten nicht länger vereinbaren läßt. (Bürgermeister Radant gab spontan eines der, drei Telefone des Rates der Gemeinde ab. Warum erst jetzt? Herr Wichert, Harald Birkfeld und viele weitere Bürger forderten eine bessere Versorgung durch die Handelseinrichtungen speziell in Oldisleben und auch mit der medizinischen Betreuung in den Gemeinden und insbesondere mit der Arbeitsweise des Kreisarztes Dr. Jüttner, konnten sich viele Einwohner, unter ihnen Hans Fickert, Frau Schmidt und Annett Kunze sowie die stomatologische Schwester von Oldisleben, nicht einverstanden erklären. Zu medizinischen und bildungspolitischen Fragen wurden auf Grund der Fülle der Probleme gesonderte Dialoggespräche vereinbart. Udo Schlücke forderte, u. a. die Kosten für den Panorama-Bau zu veröffentlichen, und Heinz Frost äußerte sich enttäuscht darüber, daß der Dialog mit den Abgeordneten und SED-Mitgliedern erst so spät in Gang gekommen ist. Andere Organisatoren z. B. das Neue Forum hätten viel schneller reagiert. Weiterhin kritisierten er und Kollege
Beck die schlechte Be- und Entwässerung in Oldisleben. Kollege Neunes aus Kannawurf forderte u. a. ein Einwohnerforum für seinen Ort mit kompetenten Vertretern des Kreises.

Aber noch weitaus vielfältiger, als wir es an dieser Stelle veröffentlichen können, waren die Probleme an diesem Abend. Da ging es z.B. weiterhin um das Mißverhältnis der Bezahlung für das Rübenhacken der Mitglieder und die Bodenbearbeitung durch die LPG, die schlechten materiellen Bedingungen vieler privater Handwerker, um die jetzt interessanten Massenmedien sowie um die schlechten materiellen Voraussetzungen zur Aufrechterhaltung von Ordnung und Sicherheit in den Gemeinden. Viel „dreckige Wäsche" wurde an diesem Abend laut Erwin Fuchs gewaschen. Deshalb freute ich mich persönlich über seinen Diskussionsbeitrag sowie über die Wortmeldungen von Kollegen Lukesch, Maertens, Bittner und der Lehrerin Bärbel Hochfeld. Sie alle freuten sich zwar darüber, daß Mißstände aufgedeckt werden und miteinander über alles geredet werden kann, forderten aber nicht nur Verbesserungen, sondern boten auch ihre Hilfe dafür an. Bärbel Hochfeld beklagte z. B., daß in den meisten Gesprächen zu kurz kommt, was wir jetzt alle gemeinsam weiter und besser tun wollen. Kollege Mertens forderte, vor allem unsere Betriebe gewinnbringend produktionsfähig zu machen, und Erwin Fuchs will jetzt Taten sehen, denn 40 Jahre Aufbau des Sozialismus in unserem Land hat auch viel Gutes gebracht.

 

R. Rusche

Presseartikel der Kreisausgabe der "Freiheit"
Zur Einwohnerversammlung in Oldisleben vor 30 Jahren
Thüringer Allgemeine
Erinnerungen an einen historischen Tag (von K.Wugazzer)
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